Lebensraum zwischen Pflastersteinen
In urbanen Gebieten gibt es oft Überraschungen, wenn man beim Spaziergang den Blick nach unten richtet. Kleine Löcher oder Sandhügel in den Fugen von Pflastersteinen sind häufige Anzeichen für Wildbienen und Wespen, die dort nisten. Diese Niströhren bieten diesen Insekten einen wertvollen Lebensraum, der oft übersehen wird.
Forschungsergebnisse zur Artenvielfalt
Eine Untersuchung der Berliner Biologin Sophie Lokatis zeigt die Bedeutung dieser Fugen für die Stadtnatur. Im Rahmen eines Projekts der Freien Universität Berlin wurde die Vielfalt der bodennistenden Arten in Berliner Wohnvierteln erfasst. Lokatis berichtet, dass häufig mehrere Wildbienenarten an einem Standort nisten und im Sommer auch verschiedene Grab- und Wegwespen hinzukommen.
Frühling und Sommer: Aktivität der Insekten
Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit, insbesondere Ende März, erscheinen die ersten Sandhäufchen, die auf die Nester von frühfliegenden Arten wie der Frühlingssandbiene hinweisen. Im Laufe des Sommers wird die Hosenbiene aktiv, die Pollen von verschiedenen Pflanzen sammelt. Auch der Bienenwolf, eine räuberische Wespenart, zeigt sich und lässt sich an den charakteristischen Hügelchen erkennen, die seine Nester umgeben.
Das kleine Ökosystem unter den Trottoirs
Die Nester der Wildbienen und Wespen ziehen auch andere Insekten an. Parasitierende Kuckucksbienen, Goldwespen und Satellitenfliegen versuchen, ihre Eier in die Nester anderer Insekten zu schmuggeln. Ameisen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie Essensreste und Aas beseitigen.
Qualität der Flächen entscheidend
Für eine dichte Besiedelung der Sandfugen ist nicht die Menge oder Größe der umliegenden Grünflächen entscheidend, sondern die Qualität der Fläche selbst. Die Erhaltung und Förderung solcher Lebensräume ist wichtig für die Artenvielfalt in der Stadt.
